„Ich bin, was ich esse.“ Könntest du diesen Satz zu 100% unterschreiben? Kann ich diesen Satz unterschreiben? Wir Deutschen möchten uns bewusst und gesund ernähren. Themen wie Bio und nachhaltige Lebensmittel sind vielen sehr wichtig. Aber leben wir das eigentlich? Oder sind das einfach nur Trends, für die wir uns interessieren, weil die Medien sie diskutieren? Ich möchte hinterfragen, ob wir Bio und Nachhaltigkeit in Deutschland aktiv leben und was wir unternehmen müssen, damit aus den Schlagwörtern eine Lebenseinstellung wird.
Bio und nachhaltig – nur leere Wordphrasen?
Bio, öko, nachhaltig, grün – viele möchten, dass das eigene Essen mindestens eines dieser Kriterien erfüllt. In den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein für unsere Ernährung stark verändert. In Supermärkten gibt es spezielle Produktreihen, die das Siegel Bio oder Öko tragen – selbst Discounter wie Norma oder Penny bieten inzwischen Bio-Joghurt oder -Milch an. Auch wenn uns „Bio“ und „Nachhaltig“ beim Besuch im Supermarkt auf vielen Produkten entgegen lachen, fehlt es meiner Meinung nach, immer noch an einem wirklichen Bewusstsein für gute Qualität von Lebensmitteln.
Interessieren wir uns dafür, woher unsere Tomaten oder unser Fleisch kommen? Versuchen wir Tomaten oder Fleisch so zu kaufen, dass es einen besonders kurzen Weg vom Bauern oder Metzger zu uns auf den Teller hatte? Meinem Empfinden nach ist dies leider sehr selten der Fall – und auch ich selbst ertappe mich immer wieder dabei, wie ich Lebensmittel kaufe, die tausende Kilometer hinter sich haben, obwohl sie genauso, nur wenige Kilometer von mir entfernt, hergestellt werden. Allerdings war es einfach schneller und günstiger, die weitgereiste Alternative zu kaufen.
Sparen wir bei den Lebensmitteln
Laut statistischem Bundesamt, geben wir Deutschen nur rund 10% von unseren gesamten Konsumausgaben für Lebensmittel aus. Unsere direkten Nachbarn Belgien oder Frankreich, die auf einem gleichen Wohlstandsniveau leben wie wir, geben im Vergleich durchaus mehr Geld für Lebensmittel aus. Dem Franzosen gibt beispielsweise über 13% für Lebensmittel aus. Hackfleisch für einen Preis von unter zwei Euro oder eigentlich exotische Früchte wie Limetten, Mangos oder Ananas für die wir nur rund einen Euro zahlen, passen da nichts in Bild. Für viele Deutsche sind solche Preise aber selbstverständlich und werden auch erwartet. Produkte mit dem Siegel Bio oder Nachhaltig können und dürfen da nicht mithalten.
Essen ist oftmals nur eine Nebensache
Nicht nur Lebensmittelpreise spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, wie wir uns ernähren. Bei den Fragen „Wo?“ und „Wie?“ wir essen, bekommt man oft erschreckende Antworten. Wir essen vor dem Fernseher, mit dem Smartphone in der Hand, auf dem Weg zum Termin, vor dem Computer oder im Auto.
Besonders Berufstätige (mich eingeschlossen) haben einen teilweise fragwürdigen Umgang mit Essen am Arbeitsplatz. Die Techniker Krankenkasse hat das genauer untersucht und herausgefunden, dass über die Hälfte aller Beschäftigten sich in den Pausen nicht genügend Zeit nimmt, in Ruhe zu essen – weil wir uns in solchen Momenten kaum über unser Essen Gedanken machen. Stattdessen zählt nur, dass es schnell geht und satt macht.
Wenn wir Trendbegriffe wie Bio und Nachhaltigkeit tatsächlich ganzheitlich anfangen wollen zu leben, müssen wir ein echtes Interesse an Lebensmittel aufbauen. Dafür müssen wir uns dafür interessieren, wo unser Gemüse, unser Fleisch und unsere Milchprodukte herkommen. Erst dann können wir uns die Frage stellen, ob wir akzeptieren möchten, dass unsere Tomate aus Spanien angereist ist und noch grün geerntet wurde, damit sie uns im Supermarkt schön rot entgegen strahlt.
Nachhaltigkeit muss verstanden werden
Sobald wir wissen, ob unsere gekauften Lebensmittel aus der Region oder aus der Ferne stammen, können wir anfangen zu verstehen, dass Hackfleisch nicht 1,89€ kosten darf – und vor allen Dingen können wir dann bereit dafür sein, mehr für tägliche Lebensmittel zu zahlen. Selbstverständlich kostet das Obst und Gemüse auf dem Wochenmarkt oftmals mehr als das doppelte wie vergleichsweise im Discounter. Dafür kann uns der Verkäufer aud dem Markt, aber genau erzählen, wann und wie unsere Gurke geerntet wurde. Erst mit diesem Wissen können wir verstanden, was Nachhaltigkeit bedeutet. Allerdings kauft nicht einmal ein Drittel der Deutschen auf Wochen- oder Bauernmärkten ein – Tendenz in den letzten Jahren weiter sinkend. Nicht jeder in Deutschland kann sich einen solch teureren Einkauf auf dem Markt leisten. Wer die finanziellen Möglichkeiten hat, der hat allerdings keine Ausrede mehr.
Ein zweiter Schritt muss sein, dass wir beginnen, unser Essverhalten zu ändern. Dazu gehört, dass wir nicht vor dem Fernseher essen, auch wenn es bequemer und gemütlicher ist, das Smartphone bewusst bei Frühstück, Mittagessen und Abendessen beiseite legen und in stressigen Situationen uns für 20 Minuten Ruhe zum Essen gönnen. Natürlich klappt dies nicht immer, aber wenn wir uns samstags vor dem Wocheneinkauf die Zeit nehmen, zu hinterfragen, wo unsere Produkte herstammen, wir uns aktiv für den Besuch im Discounter oder auf dem Markt entscheiden und bewusst Obst, Gemüse und Fleisch einkaufen, ist ein wichtiger Schritt getan. Dieser führt dazu, dass wir uns beim Verzehr dieser Lebensmittel fragen, ob wir die bewusst gekaufen Produkte nicht auch bewusst verzehren möchten – ganz ohne Fernseher und Smartphone, und nicht innerhalb von fünf Minuten.
Vor kurzem habe ich das Launchevent des Münchner Fleischlieferdienstes Jäger und Sammler besucht. Hier habe ich wichtige Impulse für diesen Artikel erhalten. Jäger und Sammler bietet die Möglichkeit, Fleisch aus Bio-Freiland Qualität via App zu bestellen. Die Bilder wurden mir freundlicher Weise zur Verfügung gestellt.
Naja, also wenn man sich ernsthafte Gedanken über Nachhaltigkeit macht, muss man zugeben, dass Fleisch da nichts verloren hat. Fleisch macht aus nachhaltiger Sicht nicht den geringsten Sinn, auch wenn es nicht um die halbe Welt geflogen ist.
Das stimmt leider nicht ganz. Wer behauptet, Fleischverzicht wär die Lösung, weiß nicht wie Landwirtschaft funktioniert. Wo soll denn der Dünger auf Biobauernhöfen herkommen, wenn nicht von den Tieren. Biolandbau und Vegetarismus schliessen einander aus.
Außerdem gibt es genug Landflächen, die nicht für den Ackerbau geeignet sind. Weideflächen sind die natürliche Konsequenz. Werden diese Landstriche für Soja- und Getreideanbau umgepflügt sind Erosion und Versalzung die Folge. Danach kann auf diesen Landstrichen noch nicht mal mehr Gras für Tiere wachsen.
Ich kaufe meine Lebensmittel und Kleidung sehr bewusst ein und hinterfrage immer deren Herkunft, aber Veganismus ist leider nicht die Lösung.
Bewusste Ernährung funktioniert meiner Meinung nach nur über einen bewussten Einkauf, Wochenmärkte und handwerkliche Fachgeschäfte in denen auch die Sinne angesprochen werden geben dazu Gelegenheit. Wer per App bestellt soll sich nicht beschweren wenn die Wochenmärkte verschwinden und was die Preise angeht da sind wir wieder beim bewussten Einkauf dann wird auch nicht soviel weggeworfen.
@Rolf: Ich gebe Dir da teilweise Recht, nur finde ich persönlich die Möglichkeit per App zu bestellen wirklich gut. Das zeigt doch wie modern die Jäger & Sammler sind und wie sie sich der heutigen Zeit und den Anforderungen der Kunden anpassen.
Was soll das denn damit zu tun haben, dass Wochenmärkte so verschwinden? Da kann man doch weiterhin hingehen.